Diagnostische Arbeit fuer die Elementarpaedagogik

Präsenzlehrveranstaltung mit bis zu 25% E-Learning-Anteil

Wer mit Kindern arbeitet, sollte sich (auch) mit diagnostischen Methoden auskennen. Viele Kompetenzen, die in der Schule im Mittelpunkt stehen, entwickeln sich schon Jahre vor der Einschulung. Und inzwischen sind in Kindertagesstätten so viele Problemkinder, dass man auch die einschlägigen Konzepte und Verfahren kennen und bewerten können sollte, die in der diagnostischen Arbeit mit dieser Klientel eingesetzt werden. Diese Veranstaltung versucht deshalb eine kurze, auf den Elementarbereich bezogene Einführung in diagnostische MethodenIn dieser Veranstaltung spielt meine Homepage eine wichtige Rolle (johannes-mand.de). Hier finden Sie im Verlauf des Semesters alle Unterlagen und viele weitere Informationen.

Rhythmus: BA EP 12 LV 1 wird gemeinsam von Prof. Dr. Franke-Meyer und Prof. Dr. Johannes Mand angeboten. Die erste Sitzung erfolgt gemeinsam. Dann startet Frau Franke-Meyer mit dem ersten Teil der LV. Die Auseinandersetzung mit der diagnostischen Arbeit beginnt in der 2. Hälfte des Wintersemesters. Weil die Prüfungen in diesem Modul erst im Sommersemester vorgesehen sind, verbleibt diese Homepage bis zum Ende des Sommersemesters 2024 auf dieser Homepage.

Erste Sitzung

In der ersten Sitzung des Seminars vertrete ich Frau Franke-Meyer. Nach einer kurzen Vorstellung spielen wir ein kleines Planspiel: Sie stellen sich vor, dass die Bundesfamilienministerin Lisa Paus die EvH gebeten hat, ein Konzept für das weltallerbeste Familienzentrum zu entwickeln. Das Besondere an diesem Planspiel: Weil die Kohle raus muss und eh schon alles egal ist, spielt Geld überhaupt keine Rolle.

Zweite Sitzung

Die zweite Hälfte der Veranstaltung beginnt am 5.12. Bitte beachten Sie auch die Informationen zu den Online-Sitzungen auf der Startseite dieser Homepage.

Inhaltlich startet dieses Seminar mit Informationen über das Lesen und Schreiben. Denn, wenn man nicht weiß, wann in etwa welche Entwicklungsstufe erreicht ist, dann wird das auch schwierig, Sprachentwicklungsrückstände zu diagnostizieren.

Wie monolinguale Kinder lesen und schreiben lernen.

Dritte Sitzung

In der dritten Sitzung stehen die Auswirkungen von Bilingualität im Mittelpunkt der Arbeit. Bilinguale Kinder haben ziemlich häufig Probleme im Lesen und Schreiben. Und es gibt auch einige Studien, die statistisch nicht sehr informierte Zeitgenossen*innen glauben lassen, dass Bilingualität negative Auswirkungen auf die Lese-/Schreibentwicklung hat. Aber ganz so einfach ist es nicht. Denn die Abiturwahrscheinlichkeit und auch die Förderschulwahrscheinlichkeit von bilingualen Schüler*innen unterscheidet sich ganz beträchtlich je nach Nationalität. Und es sind nicht sprachliche Variablen, also sagen wir Ähnlichkeiten zwischen der ersten Sprache (L1) und der zweiten Sprache (L2), sondern es sind klar soziale Variablen, die diese Unterschiede erklären.

Welchen Einfluss Bilingualiät auf die Literacyentwicklung nehmen kann

Vierte Sitzung (19.12.; Onlinesitzung)

Die vierte und fünfte Sitzung dieses Seminars finden ausschließlich als Online-Sitzungen statt. Das Seminar hat sich entschieden, diese Sitzungen asynchron durchzuführen.

Mit der vierten Sitzung wird der zweite Teil des Seminars erreicht. Im ersten Teil ging es darum, zu verstehen, wie Kinder lesen und schreiben lernen. Im zweiten Teil dieser Veranstaltung geht es vor allem darum, wie man herausfindet, ob man es mit guten oder eher schlechten diagnostischen Instrumenten zu tun hat. Wir beschäftigen uns also mit Gütekriterien, so lautet der Fachbegriff. Hierzu ist es erforderlich, dass Sie zumindest das Handbuch von Testverfahren vorliegen haben. Bitte melden Sie sich per Mail bei mir, wenn Ihnen dies nicht gelungen sein sollte.

Inhaltlich geht es zunächst um einen sehr einfaches, leicht nachvollziehbares Merkmal von Testverfahren. Testverfahren werden nämlich normalerweise an vielen Hundert Kindern, Jugendlichen oder Erwchsenen ausprobiert. Dies nennt man Normierung oder Eichung von Testverfahren. Je nachdem, wie lange die Normierung zurückliegt, wie viele Probanden ausgewählt wurden und wie die Auswahl erfolgte, kann man unterschiedliche Aussagen über Testverfahren machen. Liegt die Normierung bereits einige Jahrzehnte zurück, dann kann es z. B. sein, dass der Test allein deshalb zu eher schlechten Ergebnissen führt, weil das untersuchte Merkmal heute schlechter ausgeprägt ist als – sagen wir – vor 20 oder 30 Jahren. Ein Beispiel hierfür ist die Rechtschreibung. Die Rechtschreibleistungen von Schulkindern nehmen in Deutschland seit Jahren kontinuierlich ab. Verwendet man einen alten Test, so werden die Kinder von heute an den Leistungen von damals bewertet. Sie erzielen deshalb i. d. R. schlechtere Ergebnisse als bei der Testung mit einem neuen Testverfahren zu erwarten wären. Pikant wird dieser Effekt deshalb, weil manchmal schlechte Rechtschreibleistungen erwünscht sind – z. B. wenn Förderschullehrer*innen auf der Suche nach Förderschulen sind.

Die Bedeutung der Normierung von Testverfahren

Auch andere Merkmale können zu einem Problem werden. Es empfiehlt sich z. B. ziemlich genau darauf zu schauen, wie viele bilinguale Kinder in der Normierungsstichprobe vertreten sind, oder besser noch: welche ersten Sprachen wie häufig vertreten sind. Denn sonst wird die Leistung von bilingualen Kindern aus von Armut betroffenen Regionen der Welt an der Entwicklung möglicherweise bestens geförderter monilingual-deutschsprachiger Kinder gemessen. Und das ist nicht besonders fair.

Fünfte Sitzung (2.1.; Online-Sitzung)

Schwerpunkt der fünften Sitzung ist die Reliabilität. Prägnant zusammengefasst geht es also z. B. darum, ob das gleiche herauskommt, wenn man Kinder zu Weihnachten und zu Ostern einem Test unterzieht. Das wäre wirklich ziemlich hilfreich. Ist aber keineswegs sicher, dass die Test-Autor*innen derlei sicherstellen. Ein Weg, die Reliabilität zu ermitteln, besteht darin Kinder zweimal zu testen und dann zu untersuchen, wie sehr sich die Ergebnisse gleichen.

Reliabilitaet von Testverfahren im Bereich Sprachstandsdiagnostik

Sechste Sitzung

In der 6. Sitzung soll es um einen Statistischen Kennwert gehen, der in der Effektivitätsforschung wichtig ist: Cohens Effektstärke d.

Normalerweise funktioniert das so: Man hat eine Versuchsgruppe (Synonym: Experimentalgruppe), die eine Intervention erhält. Man hat eine Kontrollgruppe, die diese Intervention nicht erhält. Und man begleitet beide Gruppen über einen längeren Zeitraum. Üblich sind: Erste Messung vor der Intervention (t1), zweite Messung nach der Intervention (t2) und dritte Messung ein halbes Jahr später (t3, Follow-up-Erhebung).

Die Berechnung funktioniert so:

(Versuchsgruppe Arithmetisches Mittel t1 – t2) – (Kontrollgruppe Arithmetisches Mittel t1 – t2)

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Standardabweichung Kontrollgruppe (Arithmetisches Mittel von t1 und t2)

Cohens Effektstärke

Weil in fast jeder Studie sowohl Mittelwerte wie auch Standardabweichung mitgeteilt werden, ist es sehr einfach, in einem Vergleich mehrerer Studien auch im Nachhinein zu berechnen, wie effektiv die jeweiligen Interventionen sind.

Dabei gilt: Effektstärken gelten ab 0,2 als gering. Effektstärken ab 0,5 sind moderat. Und Effektstärken ab 0,8 sind stark.

In der Veranstaltung erkläre ich die Effektstärke an einem Beispiel. In einem zweiten Schritt berichte ich über eine berühmte Metaanalyse, die diesen Kennwert verwendet (die Hattie-Studie). In einem dritten Schritt sollen die Teilnehmer*innen das Gelernte auf eine Studie aus der Elemtarpädagogik anwenden:

Madeira Firmino, Nadine: Bewegungsorientierte Sprachbildung in der frühen Kindheit. Eine empirische Studie zur bewegungsorientierten Sprachbildung im Krippenalltag unter Berücksichtigung familiärer Einbindung. Bad Heilbrunn : Klinkhardt 2015,

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