Lektürekurs Inklusion

Macht schon Sinn, in diesem Studiengang die wichtigen Aufsätze und Bücher zum Thema Inklusion gelesen zu haben. Nach einer Einführung in die Datenbankrecherche wendet sich das Seminar einschlägigen Texten aus Integrationspädagogik und Inklusionspädagogik zu.  Der Schwerpunkt Inklusion ist exemplarischer Schwerpunkt der Veranstaltung. Dies bedeutet: Lese- und Recherchestrategien werden am Beispiel der Inklusionsdebatte vermittelt. Sie sind aber keineswegs auf das Thema Inklusion festgelegt, falls Sie sich entscheiden sollten, Ihre modulabschließende Hausarbeit bei mir zu schreiben. 

Diese Veranstaltung richtet sich an Studierende der Heilpädagogik im 1. Semester (Modul 4)

Erste Sitzung

In der ersten Sitzung stelle ich mich und die Veranstaltungsplanung vor. Sie erfahren von mir, welche Standards gelten, wenn Sie sich für eine modulabschließende Prüfung bei mir entscheiden wollen. Und dann geht es gleich zur Sache: Wir haben ein Planspiel zur Umsetzung der UN-Behindertenrechts-Konvention gespielt. Ich hatte Sie gebeten, sich vorzustellen, Frau Esken hätte uns im Rahmen der Koalitionverhandlungen mit der CDU gebeten, Vorschläge zu entwickeln, welche Maßnahmen für ein mögliches weiteres Sondervermögen sinnvoll wären (Sondervermögen Inklusion). Denn Deutschland bekommt langsam Probleme in der UN. Die haben irgendwie mitbekommen, dass es in Deutschland – freundlich formuliert – Probleme bei der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention gibt. Deshalb gibt es nun keinen Kaffee mehr für die Vertreter Deutschlands. Und weil das Seminar der Meinung ist, dass es ein Grundrecht auf Kaffee geben sollte, haben wir tatsächlich Vorschläge entwickelt.

Zweite Sitzung

Das Konzept der Veranstaltung sieht ja vor, dass ich Ihnen am Beispiel Inklusion erkläre, wie man sich einen Überblick zu einer Fragestellung verschafft. Das macht es ziemlich sinnvoll, den Begriff Inklusion zu bestimmen, zu untersuchen, ob und in welcher Hinsicht sich dieser Begriff vom Vorgängerbegriff Integration unterscheidet und welche Fragestellung in der exemplarischen Recherche untersucht werden soll.

Integration und Inklusion


Tab 1:
 Feuser (1999) : Integrative Pädagogik ist eine Allgemeine Pädagogik, in der
alle Kinder 
in Kooperation miteinander 
auf ihrem jeweiligen Entwicklungsniveau 
mittels ihrer momentanen Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungskompetenzen 
an und mit einem gemeinsamen Gegenstand 
spielen lernen und arbeiten 

Praxis der Inklusion und Integration Tab 18: Hinz, A.: Entwicklungswege zu einer Schule für alle mit Hilfe des Index für Inklusion. In: Z.f.H. 5/2004, 245-250
Praxis der IntegrationPraxis der Inklusion
Eingliederung von Kindern mit best. Bedarfen in die Allg.SchuleLeben und Lernen in der Allgemeinen Schule
Diff. System je nach SchädigungUmfassendes System für alle
Zwei Gruppen Theorie (mit / ohne sonderpäd. Förderbedarf)Theorie einer heterogenen Gruppe
Aufnahme von beh. KindernVeränd. d. Selbstverst. Schule
Individuumzentrierter AnsatzSystemischer Ansatz
Fixierung auf die inst. EbeneBeacht. d. em. soz. & unter. E. 
Ressourcen für K. mit Etikett.Ressourcen für Systeme
Individuelle Curricula f. EinzelneGem. & indivi. Lernen für alle
Förderpläne für beh. Kinderein individ. Curriculum für alle
Anliegen und Auftrag der Sonderpädagogik und SonderpädagoginnenGem. Planung & Reflexion aller Beteiligter, Anliegen & Auftrag der Schulp. & Schulpädagogen
Sonderpädagogik als Unterstützung für besondere KinderSonderpädagogik als Unterstützung von Klassen- lehrer, Klassen und Schulen
Ausweitung von Sonderpädagogik in die Schulen hineinVeränderung von Sonderpädagogik und Schulpädagogik
Kombination von (unveränd.) Schul- und SonderpädagogikSynthese von (veränderter) Schul- und Sonderpädagogik
Kontrolle durch ExpertinnenKoll. Problemlösen im Team
Abbildung 2: Behinderte Kinder in Regel und Förderschulen (Zahlen aus: STATISTISCHE VERÖFFENTLICHUNGEN DER KULTUSMINISTERKONFERENZ Dokumentation Nr. 217 – Januar 2019)
Regelschule
2000/2001
Förderschule
2000/2001
Förderschule
20016/2017
Regelschule
20016/17
Deutschland0,7 %4,6 %4.3 %2,8 %
NRW0,4 %4,6 %4,6 %3,0 %
Bremen2,6 %4,1 %1,2 %5,9 %
Hamburg0,9 %4,9 %3,1 %5,7 %
Berlin1,6 %4,2%2,8 %4,8 %

Dritte Sitzung: Falsch recherchieren

Viele Studierende nutzen Google oder auch andere Suchmaschinen, um sich einen Überblick über den Stand der Forschung zu verschaffen. Leider führt dieser Weg zu einseitigen und ziemlich häufig auch falschen Ergebnissen. Ein Grund für die Verzerrung liegt in der Individualisierung. Der Algorithmus stellt nämlich keine objektive Forschungsübersicht zusammen. Sondern Google entwickelt auf Basis früherer Einkäufe, Suchanfragen und Surfverhalten ein Bild von jeweiligen Nutzer und zeigt vorrangig Ergebnisse an, von denen es annimmt, das sie zum Nutzer passen. Ergebnis: Die jeweiligen Nutzer werden in ihren möglicherweise falschen Annahmen immer mehr bestätigt (Filterblaseneffekt). Und dies ist nicht das einzige Problem bei Google-Recherchen.

Auch die Strategie, sich über Bibliothekskataloge einen Überblick zu verschaffen, ist nicht der richtige Weg. Die meisten Bibliotheken sind nur in der Lage einen kleinen Ausschnitt der Publikationen bereit zu stellen. Und manchmal ist dieser Ausschnitt auch noch in Richtung einiger besonderer Nutzervorlieben verzerrt. Die Lösung heißt natürlich nicht, auf die Nutzung jeglicher Bibliotheken zu verzichten. Sondern man sollte Bibliothekskataloge dafür nutzen, wofür sie eigentlich gedacht sind: Herausfinden, ob das gesuchte Buch oder die gesuchte Zeitschrift ausleihbar ist und herausfinden, wo die Literatur in der Bibliothek zu finden ist.

Falsch recherchieren

Vierte Sitzung

Die vierte Sitzung zeigt, wie Recherche richtig funktioniert. Ausgangspunkt der Recherche sind Fachdatenbanken. Fachdatenbanken sammeln Abstracts und Schlagworte der wichtigen Fachzeitschriften und Buchpublikationen in fast jedem Metier – und dies inzwischen seit Jahrzehnten. Fachdatenbanken sind bibliotheksübergreifend. Der Anteil von Fake-Studien und Manipulationsversuchen ist geringer als bei im Internet frei verfügbaren Veröffentlichungen.

Wie man in Fachdatenbanken recherchiert

Fünfte Sitzung

Dokumentieren und nach Genre auswählen

Um zu zeigen, dass Sie die Literatur nicht gegoogelt haben oder etwa nicht wissen, dass es einen Unterschied zwischen Katalogrecherche und Fachdatenbankrecherche gibt, sollten Sie in der Einleitung davon berichten, dass Sie eine Datenbankrecherche durchgeführt haben. Sie sollten das Datum, die Suchbegriffe nennen. Und ganz wichtig: Sie sollten auch die Auswahlkriterien kommunizieren, und zwar so präzise, dass der Leser bei Anwendung der gleichen Suchbegriffe und Anwendung der Auswahlkriterien zu der gleichen Literaturliste kommt wie Sie. Dabei gibt es akzeptable Auswahlkriterien (z. B. : Alle Studien der letzten fünf Jahre) und nicht akzeptable (z. B. stehen in der Bib meiner Wahl). Zusätzliche Publikationen, die Ihnen z. B. von der Bibliothek vorgeschlagen werden oder die sich in Ihrem Privatbesitz befinden, verschlechtern Ihre Hausarbeit.

Dokumentieren und nach Genre auswählen

Tab 5: Wunschzettel
AutorTitelJahrQuelleBibliotheken
ISBN, Herausgeberwerke oder Zeitschriftenname mit ISSN notieren

Tab 2: Vorgehen bei der Literaturrecherche
1. Schritt: Frage entwickeln
2. Schritt: Geeignete Datenbank auswählen (z. B.: FIS-Bildung für Pädagogik/Heilpädagogik, Pubpsych für Psychologie, Pubmed für Medizin, Juris für Recht, Eric für Recherchen im Bereich Pädagogik und Psychologie in den US)
3. Schritt: Mit geeigneten Suchbegriffen suchen
4. Treffer dokumentieren (mit Suchbegriffen &  Trefferzahl speichern)
5. geeignete Veröffentlichungen auswählen (gut geeignet für einen ersten Überblick: Handbuchaufsätze, Dissertationen, Überblicksbeiträge=Reviews in Zeitschriften, Metaanalysen / selten geeignet: Kongressberichte, Festschriften)
6. Recherchieren, in welchen Bibliotheken Zeitschriften  kopiert werden können oder Bücher entliehen/kopiert werden können
7. Bücher / Aufsätze beschaffen
8. Quellen bewerten (Hinweise auf Eignung bei Büchern: Publikation in seriösen/bekannten Verlag, erfolgreiches Durchlaufen eines Promotionsverfahrens, umfangreiche Verwendung von aktueller Literatur, faire und sachliche Auseinandersetzung mit anderen Meinungen, Zitation durch andere Autoren / Hinweise auf Bedeutung von Zeitschriftenaufsätze: Publikation in Zeitschriften mit Gutachtersystem, Zitation durch andere Autoren)
9. Lesen – Zusammenfassen – in Beziehung setzen: Was sind wichtige Themen im Publikationsgebiet? Was ist strittig? Worüber besteht Konsens? Was ist gut erforscht? Wo bestehen Forschungslücken?
10. Ggf. im Internet ergänzend nach Online-Publikationen mit öffentlichem Auftraggeber, Zahlen von öffentlichen Institituonen (z. B. Statistisches Bundesamt/Landesamt, Ministerien o.ä.) oder in seriösen Online-Datenbanken suchen (z. B.: bidok). Informationen von privaten Homepages, Homepages von Vereinen sind nur selten brauchbar. Lexika sind nur dann geeignet, wenn sie sich explizit an ein wissenschaftliches Publikum wenden.

Lerneinheit 7: Publikationen in Bibliotheken lokalisieren

Viele Datenbanktreffer sind nicht frei verfügbar. Das gilt unerfreulicherweise u. a. auch für die aktuellen Publikationen in wichtigen Zeitschriften. Und deshalb führt Sie Ihre Hausarbeit zwingend in die Bibliotheken der Region – es sei denn Sie wollen einige Zig Dollar pro Aufsatz an Fachverlage bezahlen. Dabei gibt es einige hilfreiche Werkzeuge, mit denen man arbeiten kann: Die zdb (Zeitschriftendatenbank) zeigt bundesweit an, welche Bibliothek welche Zeitschrift abonniert hat. Hier sollte man sich die issn notieren. Der HBZ Katalog zeigt in NRW an, welche Bibliothek welches Buch hat. Im Podcast ist noch die Rede davon, dass Sie den HBZ Katalog bzw. zdb gut über die Seite der UB Dortmund finden können. Die haben ihre Homepage allerdings inzwischen etwas komplizierter umgestaltet. Ich schlage deshalb vor, Sie gehen direkt auf die Seiten : https://nrw.digibib.net/search/hbzvk (HBZ Verbundkatalog) bzw. https://zdb-katalog.de/index.xhtml (Zeitschriftendatenbank)-

Bücher und Zeitschriften lokalisieren

Schreibe einen Kommentar