Richtig recherchieren

Präsenzveranstaltung mit unter 25 % Online-Anteil

Ist nicht kompliziert: Google & co meiden, Fachdatenbanken nutzen, Standort der Bücher & Zeitschriften lokalisieren, ausleihen & lesen. Man sollte wissen, wie man herausfindet, ob es sich um wichtige Zeitschriften bzw. Verlage handelt. Man braucht einige Methodenkenntnisse, um die Aussagekraft wissenschaftlicher Studien bewerten zu können. Hilfreich sind vielleicht auch Kenntnisse darüber, was in Veröffentlichungen wo steht, damit man nicht alles von vorn bis hinten lesen muss. Aber das war´s dann auch. Die Veranstaltung führt ein in die Datenbankrecherche. 

Diese Veranstaltung richtet sich an Studierende der Sozialen Arbeit im Modul 1.1 des ersten Semesters.

Erste und zweite Sitzung

In den ersten beiden Sitzungen stelle ich mich und die Veranstaltungsplanung vor. Sie erfahren von mir, welche Standards gelten, wenn Sie sich für eine modulabschließende Prüfung bei mir entscheiden wollen. Und dann geht es gleich zur Sache: Ich erkläre, wie man eine Fragestellung entwickelt. Und dann unternehmen Sie erste Schritte in diese Richtung, wenn Sie wollen könnten Sie sogar versuchen eine Fragestellung zu entwickeln, die Sie im Rahmen einer späteren Hausarbeit untersuchen wollen.

Es gibt verschiedene Wege eine Hausarbeit zu schreiben. Sie können z. B. eine Hausarbeit schreiben, die herausfinden will, welche Angebote eine/r Ihrer Adressat*innen braucht, um erste Schritte zu tun, ein wichtiges Problem anzugehen (diagnostische Hausarbeit). Sie können auch eine klassische Hausarbeit schreiben. Wichtig ist hier erstens, dass Sie auf irgendeine Art und Weise nicht nur zusammentragen, was andere geschrieben haben, sondern auch analysieren und interpretieren. Dies kann man normalerweise tun, indem man in irgendeiner Weise einen Vergleich einbaut (z. B. Vergleich von Methoden, Vergleich von Ländern, Vergleich von Epochen).

Wie man eine Fragestellung entwickelt.

Gänseblümchen stellt folgende Fragestellungen vor:

  • (1) Welche Rolle spielen Angehörige bei der Entscheidung zur Organspende und wie können ihre Bedenken und wünsche berücksichtigt werden?
  • (2) Wie effektiv sind Antidepressiva bei der Behandlung von Depressionen im Vergleich zu anderen Therapiemöglichkeiten wie Psychotherapie oder Sport? 
  • (3) Was sind die Ursachen und Risikofaktoren für ADHS und wie unterscheiden sie sich zwischen Kindern und Erwachsenen?
  • (4) Wie wirksam sind verschiedene Therapiemethoden von unterschiedlichen Psychischen Störungen wie Depressionen, Angststörungen, Essstörungen oder Persönlichkeitsstörungen?
  • (5)Welche Folgen hat Tiktok auf die Jugend? 

Ich vermute, dass Themen wie 2 und 4 besonders vielversprechend sind. Sie müssten aber noch eingegrenzt werden (Vergleich von jeweils einem Störungsbild und zwei Methoden). 1, 3 und 5 sind eher beschreibend (Sie müssen aber auch analysieren und interpretieren). Bei 3 gibt es vermutlich keine neuen Erkenntnisse. 5 ist zu allgemein.

Dritte Sitzung: Falsch recherchieren (Online-Sitzung 29.4.)

Bitte beachten Sie. Wie mehrfach angekündigt biete ich die Sitzung vom 29.4. ausschließlich als Online-Sitzung an. Sie finden hier einen Podcast und eine Aufgabe. Bitte hören Sie sich den Podcast an und bearbeiten die Aufgabe.

Wenn Sie mögen, senden Sie mir die Ergebnisse zu. Wenn Sie mir hierbei einen Nickname nennen, kann ich Ihren Beitrag anonym auf meiner Homepage hochladen. Grundsätzlich können Sie das erledigen, wann immer Sie das wollen (bis zum 4.5.). Aber am 29.4. bin ich während der Seminarzeiten ständig erreichbar.

Die dritte Sitzung befasst sich damit, welche Probleme entstehen, wenn man googelt oder wenn man eine Katalogrecherche mit einer Fachdatenbankrecherche verwechselt. Damit dies anschaulich wird, werden die Teilnehmer*innen gebeten, auf eigenen Geräten eine schlechte Recherche durchzuführen. Wie Sie vermutlich alle wissen, zeigt Google ja nicht an, was zu Ihrem Thema veröffentlicht ist. Sondern Google entwirft auf Basis Ihrer Suchgeschichte und Ihrer Käufe im Internet Hypothesen darüber, was Sie interessieren könnte und zeigt Ihnen dann nur noch passende Treffer an. Diese Personalisierung führt zu vielfältigen Problemen, u.a. auch dazu, dass Sie ggf. nicht erkennen, ob Fragen kontrovers diskutiert werden oder dass Sie sich nur einseitig informieren.

Hier finden Sie den Podcast .

Falsch recherchieren.

Um herauszufinden, was alles passieren kann, wenn z. B. Eltern nach Autismustherapie googeln. werden die Teilnehmer*innen gebeten, mit ihren eigenen Endgeräten zum Thema Autismus-Therapie über Google zu recherchieren (Bitte nur Text). Die Auswertung soll erstens die verrücktesten Treffer zusammenstellen. Zweitens wird untersucht, ob es seriöse Treffer gibt und in welcher Hinsicht sich diese vom aktuellen Stand der Forschung unterscheiden. Sollten Sie kein Google verwenden (das kann ich gut verstehen, ich bin selbst ein Google-Verweigerer), können Sie sich allerdings nicht aktiv an der Aufgabe beteiligen. Sie haben dann die Option, sich an den Treffern der anderen Studierenden zu erfreuen.

Bitte senden Sie mir also den ihrer Meinung nach verrücktesten Treffer zu, den Sie finden konnten (bitte mit url) und lassen mir auch einen Ihrer Meinung nach seriösen Treffer zukommen (bitte mit url). Ich lade dann beide Treffer hoch, so Sie mir einen Nickname nennen. Dabei muss ich allerdings die Verlinkung wieder entfernen, denn sonst hafte ich für mögliche Sicherheitsprobleme. Ich schaue mir Ihre Auswahl vor allem der seriösen Texte an und berichte dann, welche Fraktion hier für wen schreibt.

Bitte beachten Sie: Ich habe den Punkt vor der Länderkennung entfernt, weil ich nicht für Probleme auf den verlinkten Seiten haften möchte. Wenn Sie die Studien anschauen wollen, können den Text kopieren, in das Suchfeld Ihres Browsers einfügen und den Punkt nachtragen.

Partypoop nennt zunächst zwei Veröffentlichungen:


1. (Inklusive Bildung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen in Schulen (https://kmk org/fileadmin/veröffentlichungen/_beschluesse/2011/2011_10_20-Inklusive Bildung.pdf

2. Inklusive Bildung: die UN-Konvention und ihre Folgen https://libraryfes de/pdf-files

Anmerkung Mand:

(1) ist keine Studie, sondern ein Beschluss der Kultusministerkonferenz, also aller Bildungsminister Deutschlands. Das ist eine seriöse Quelle

(2) ist ebenfalls keine Studie, sondern ein Sammelband, der Friedrich-Ebert-Stiftung mit unterschiedlichen Beiträgen unterschiedlicher Autor*innen, meist handelt es sich um Überblicksbeiträge mit eher wenig Literatur. Das ist eine seriöse, aber parteiische Quelle (SPD, eher Pro-inklusion)

Partypoop schreibt: Ich habe die Aufgabe zuvor falsch verstanden. Ich habe noch einmal zwei Studien herausgesucht. Könnten Sie bitte noch einmal einen Blick darauf werfen?  

(3) Bess & Klaghöfer (1991). Begabte Schüler in Integrationsklassen (www.pedocs de)

(4) Huber & Will (2012). Soziale Ausgrenzung in Integrationsklassen (www.pedocs de).

Zunächst einmal: Das sind zwei empirische Studien mit seriösem Publikationsort.

Studie 4 ist eine quantitative Untersuchung mit anfallender Stichprobe. D.h.: Es ist unklar, wie die teilnehmenden Schüler*innen ausgewählt wurden. Die Befunde sind deshalb nicht repräsentativ. Man weiß also nicht, ob die Verhältnisse in anderen Schulen ähnlich sind oder vollständig anders ausfallen.

Auch Studie 3 ist ebenfalls eine quantitative Studie, offenbar auch mit anfallender Stichprobe. Die Studie ist schon ziemlich alt. Kann man Aussagen über die Situation von Hochbegabten in den untersuchten Ländern machen? Ich fürchte, die Antwort lautet auch hier: Nein, das ist nicht möglich. Die Autoren verwenden zwar den Begriff „repräsentativ“. Aber hier muss man genau hinschauen. Da steht nicht, dass sie eine Liste von allen Schüler*innen der ausgewählten Regionen erstellt haben und aus dieser Liste mit Zufallszahlen ausgewählt haben (dann könnte man die Ergebnisse verallgemeinern). Sondern da steht, dass die Auswahl der Regionen repräsentativ war. Keine Ahnung, was die damit meinen. Vielleicht wollen die sagen, dass die ausgewählten Regionen nicht vollkommen untypisch für die deutschsprachige Schweiz und für Lichtenstein sind. Aber zu verallgemeinerungsfähigen Befunden führt das sicher nicht.

Deso0545 schreibt: Anbei sende ich Ihnen, wie in der Aufgabe angegeben, die URL links zu.

4. Unseriöse Quelle (sehr einseitig); https://www.asperger-kids ch/medikation-bei-autismus-spektrum-stoerung/

5. Seriöse Quelle; https://www.familienhandbuch.de/babys-kinder/behinderung/arten/TherapienbeiAutismus php

Anmerkung Mand: Quelle 4 mischt seriöse mit unseriösen Informationen. Das ist ein Problem für Leser*innen, die sich nicht gut auskennen. Nr.5 tut das allerdings auch. Weiteres in der nächsten Präsenzsitzung.

Bernd das Brot schreibt: hier inkl. meine Ergebnisse zur heutigen Aufgabe  der 1.1 LV2.

Eine meiner Einschätzung nach recht seriöse Quelle.

(5) https::inklusion.hypothesis org/51/71

und eine nicht so seriöse Quelle:

(6) https://www.spiegel de/lebenundlernen/schule/inklusion-behinderte-kinder-an-regelschulen-lernnen-besser-aa9698288.html

Anmerkung Mand: Ich fürchte, bei beiden Quellen gibt es Probleme.

Quelle 5 ist vielleicht eine Art nicht-wissenschaftliche Erörterung zum Thema Inklusion, aber weder eine Studie, noch ein wissenschaftlicher Fachaufsatz. Es gibt einige empirische Studien, die sich genau mit der Frage der Autorin befassen, und die hat sie offenbar nicht gefunden oder nicht systematisch ausgewertet.

Für Quelle 6 gilt: Der Spiegel ist ein Nachrichtenmagazin und fällt damit grundsätzlich als Quelle für die wissenschaftliche Arbeit aus.

Gänseblümchen stellt 3 Quellen vor. Eine davon kann hier leider nicht besprochen werden, weil illegale Cookie-Einstellungen vorliegen.

(7)Htpps://www.autismus de/fileadmin/NEWS/autismus-Heft78_Das_besondere_Thema_3.pdf_(Heft78_Das_besondere_Thema_3.pdf

(8) https:// Autismus de-Service-und-Materialien/aktuelle-forschungsanfragen..html

Kommentar Mand:

(7) Ist eine seriöse Quelle. Aber die in dem Beitrag vertretenen Positionen (Kritik an Verhaltenstherapie) werden nicht so belegt, wie das eigentlich sein müsste, nämlich mit einer nachvollziehbaren Auswahl aller einschlägigen Studien. Eigentlich kann man nur festhalten: Es gibt auch einige Menschen, die Verhaltenstherapie kritisieren.

(8) ist eine Forschungsanfrage an Mitglieder eines großen Autismusvereins. Das ist nicht unseriös. Aber bei Mitgliederbefragungen handelt es sich nicht unbedingt um die Krone wissenschaftlicher Studien.

Auch Recherchieranfänger schlägt (7) vor. Als unseriös stuft er (9) ein:

(9) https://www.cdc gov/ncbddd/autism/about-seed.html


Anmerkung Mand: (9) ist eine Homepage, die berichtet, dass eine größere Studie zum Thema Autismusspektrum durchgeführt wurde. Die Informationen sind allerdings so knapp, dass man die Studie nicht bewerten kann. Homepages sind normalerweise kein guter Ort, um wissenschaftliche Studien vorzustellen.

Sonnenschein schreibt: Guten Tag Herr Mand,

anbei sende ich Ihnen die Links zu der Online-Aufgabe vom 29.04.24:

Diese Quellen schätze ich als wahrscheinlich unseriös ein:

(10) Autismus Therapie: das solltest du wissen (dieautismustherapeutin de)

(11) Autismus-Diagnose: Diagnostik Autismus-Spektrum-Störung (autismus-kultur de) auf der Seite finden sich auch Selbsttests

Diese Quelle schätze ich als wahrscheinlich seriös ein:

(12) Bundesverband Autismus Deutschland e.V.: Diagnostik 

Anmerkung Mand: Alle genannten Quellen eignen sich sicher nicht als Quelle für eine Hausarbeit. Wir befinden uns hier auf Ratgeber-Seiten. Und Ratgeber können mal richtig liegen. Mal verbreiten sie Unfug. Für alle gilt: Kann man so nicht zitieren. (10) kombiniert seriöse mit unseriösen Therapien. (11) informiert in vielerlei Hinsicht zutreffend. (12) verweist zurecht auf die S3 Leitlinien.

LaLeLu nennt 3 Quellen zur Inklusionsdebatte:

13 https://www.sueddeutsche de/bildung/studie-zu-inklusion-foerderschueler-in-regelschulen-erzielen-bessere-leistungen-1.1954084

14 https://www.spiegel. de/lebenundlernen/schule/inklusion-warum-behinderte-kinder-regelschulen-besuchen-sollten-a-979079.html

15 https://www.bertelsmann-stiftung de /fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/GP_Gemeinsam_lernen_Inklusion_leben.pdf

Kommentar Mand:Spiegel de und süddeutsche de sind keine Quellen, die man in einer Hausarbeit einsetzen könnte. Sie verweisen manchmal auf seriöse Studien. Die Zusammenstellung und Auswahl ist aber häufig tendenziös. In 15 findet sich eine Art Review. Auch hier gibt es ein Problem: Es wird nicht erklärt, welche Studien in die Übersicht aufgenommen werden und welche nicht. Das Resümee schätzt den Stand der Inklusionsforschung m. E. nicht zutreffend ein. Das Problem der meisten der genannten Studien ist, dass es ernst zu nehmende Hinweise darauf gibt, dass Kinder in Inklusionsschulen reichere Eltern haben bzw. andere Merkmale aufweisen, die nachweislich mit besseren Schulleistungen verbunden sind. Die Studien vergleichen also häufig bestens geförderte Inklusionskinder mit Behinderungen aus der Mittelschicht mit den behinderten Förderschülern aus von Armut und Migration betroffenen Familien. Derlei Probleme kann man in empirischen Studien kontrollieren (z. B. indem man nur Schülerpaare vergleicht, die unter gleichen Bedingungen aufwachsen). Aber eben dies tun die meisten hier genannten Studien nicht.

Zebra123 stellt zwei Quellen zur Diskussion

16 Seriöse Quelle: https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz org/ kinder-jugendpsychiatrie-psychosomatik-und-psychoth/stoerungen-Erkrankungen/autismus-spektrum-stoerung-ass/therapie. Diese Quelle schätze ich als Seriös ein, vorallem weil sie von einer Expertin mitgeschrieben wurde und zum Teil sehr ausführlich ist.

17 Unseriöse Quelle:
https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/psyche/autismus-asperger.html. Diese Quelle schätze ich als eher unseriös ein , da die Informationen alle sehr Oberflächlich sind und das Ziel ist die Besucher der Webseite über die Leistungen,der in der Quelle beworbenen Krankenkasse, zu bewerben.

Kommentar Mand.

Vermutlich wird das langsam frustrierend für Studierende, die die Aufgaben bearbeiten. Fast immer kommt heraus, dass sie falsch liegen. Aber macht nix. Sie befinden sich ja noch am Anfang Ihres Stuidums. Irrtümer sind da kaum zu vermeiden. Was die vorgeschlagenen Quellen anbelangt, so gilt wieder: Beide Quellen sind für Hausarbeiten nicht geeignet. Sie sind eher im Bereich Ratgeber zu verorten. Und Ratgeber können richtig liegen. Sie können aber auch Umfug verbreiten. Dass Autor*innen behaupten, Expertin zu sein, ist leider nicht besonders überzeugend. Denn auch die Verrückten aller Länder behaupten vermutlich, dass sie Experten sind. Denn, wenn sie sich als Spinner vorstellen, dann können sie ja keine anderen von ihren verrückten Ansichten überzeugen.

Quelle 16 kombiniert seriöse Therapiemethoden mit Methoden, deren Wirksamkeit nicht belegt ist. Quelle 17 schreibt zumindest auf den ersten Blick nicht vollständigen Umfug. Aber sie sagen nicht, wie sie vorgegangen sind, um sich einen Literaturüberblick zu verschaffen. Beide behaupten alle möglichen Dinge, ohne zu berichten, auf wen sie sich beziehen. Und das bedeutet: Kann man beides für wissenschaftliche Zwecke nicht verwenden.

Vierte Sitzung

Die dritte Sitzung dürfte einigermaßen überzeugend gezeigt haben, dass es fast unmöglich ist, sich über Google oder den Bestand einer Bibliothek einen Überblick über den Stand der Forschung zu verschaffen. Bei Bibliotheken führt der begrenzte Bestand und manchmal auch eine tendenziöse Anschaffungspolitik dazu, dass nur ein kleiner Teil der veröffentlichten Beiträge bereit gestellt wird. Die Personalisierung ist das zentrale Problem von Googlerecherchen. Gesucht wird also ein Werkzeug, das einen nicht personalisierten Überblick, bibliotheksübergreifendem Überblick über alle relevanten Veröffentlichungen zum Recherchethema verschafft und einen möglichst hohen Anteil von fakewissenschaftlichen Publikationen ausschließt. Dieses Werkzeug sind Fachdatenbanken.

Fachdatenbanken bieten allerdings diese Vorzüge in unterschiedlichem Maße. Grundsätzlich kann man sagen: Je schwieriger es ist, Publikationen in diese Fachdatenbanken zu bringen, desto geringer ist der Anteil von Müll. Es ist z. B. vergleichsweise schwierig, Publikationen in pubmed.ncbi oder pubpsych de unterzubringen. Und es ist vergleichsweise leicht, Beiträge in FIS-Bildung unterzubringen. Der Anteil von unseriösen Beiträgen in FIS-Bildung ist also deutlich höher. Man sollte auch darauf hinweisen, dass auch unseriösen Beiträgen gelegentlich eine Publikation gelingt, die von pumbmed.ncbi oder pubpsych de aufgenommen werden. Und auch seriöse Datenbanken haben ein Problem mit gesponserten Beiträgen. Da sind dann z. B. Ministerien, die nicht neutral informieren wollen, sondern vor allem ihre Politik in einem günstigen Licht darstellen wollen. Die Bundesagentur für Arbeit möchte Arbeitslose verstecken oder z. B. über die berufliche Inklusion von Menschen mit Behinderungen irreführende Informationen verbreiten. Die Pharmaindustrie kauft gerne Forschende. Und es gibt leider auch Anhänger*innen wenig wirksamer Methoden, die auf der Suche nach neuen Jüngern sind.

Dennoch überwiegen die Vorteile von Fachdatenbanken klar. Denn hier bekommt man einen nachvollziehbaren Überblick über den Stand der Forschung und keine tendenziöse Auswahl. Und der Anteil an unseriösen Positionen ist geringer.

Hier ein passender Podcast aus den vergangenen Semestern:

Datenbankrecherche

Fünfte Sitzung

Das Ergebnis der Recherche ist normalerweise eine umfangreiche Trefferliste. Bei der Auswahl der Treffer ist es wichtig, auf eine nachvollziehbare Art und Weise vorzugehen. Es reicht also nicht aus, die Treffer auszusuchen, die Ihnen gefallen. Sondern Sie müssen alle Treffer bearbeiten, die inhaltlich mit Ihrer Suchanfrage übereinstimmen bzw. klar formulierten Auswahlkriterien genügen. Denn wissenschaftlich arbeiten heißt ja nicht, dass man irgendjemand findet, der die gleiche Meinung vertritt wie man selbst. Sondern wissenschaftlich arbeiten heißt hier: Sie müssen sich einen nachprüfbaren Überblick über alle Veröffentlichungen zu verschaffen. Die Angaben müssen so klar sein, dass jede/r, der ihre Auswahlkriterien anwendet auf die gleiche Literaturliste kommt wie Sie.

Damit Sie nicht zu viel Arbeit haben, können Sie z. B. den Publikationszeitraum eingrenzen (die letzten 10 Jahre, die letzten 5 Jahre, die letzten 3 Jahre, Veröffentlichungen seit einem Jahr usw. ), so lange bis Sie auf eine handhabbare Treffermenge kommen.

Betrachten Sie Studien, dann können Sie Merkmale von Studien verwenden, um die Auswahl zu verkleinern (z. B.: nur Studien, die mit einer Stichprobe von mindestens 40 Probanden arbeiten, diese in Versuchs- und Kontrollgruppe über Zufallszahlen (Randomisierung) oder einem Matchingverfahren zuweisen und mindestens mit Pretest und Posttest arbeiten).

Die Trefferliste und Auswahlkriterien sollten Sie dabei unbedingt dokumentieren. Es ist deshalb eine gute Idee, ein Bildschirmfoto Ihrer Recherche anzufertigen und schriftlich festzuhalten, wie sie vorgegangen sind. Dies fügen Sie dann später in Ihre Einleitung ein. Z. B. so: Diese Hausarbeit basiert auf einer Datenbankrecherche in der Datenbank XY vom 10.4.2024. Als Suchbegriffe wurden verwendet „Suchbegriff 1“ und „Suchbegriff2“. Die Suche ermittelt im Zeitraum von … bis … insgesamt … Treffer. Hiervon bezogen sich … auf die hier untersuchte Frage. Ausgewählt wurden alle Treffer, die … .

Die Reihenfolge der Treffer ist dabei ein ungeeignetes Auswahlverfahren (Beispiel: Auswahl des 3., 5. und 7. Treffers der Liste). Denn es kommen ja dauernd neue Publikationen in die Datenbank hinein. Schon nach wenigen Tagen stimmen Ihre Angaben also nicht mehr.

Wichtig ist auch: Sie sollten dieser Liste nicht weitere Publikationen hinzufügen, ganz egal, ob Ihnen dies ein Prof. empfohlen hat, ob diese Publikation zufällig in der Bibliothek zur Verfügung steht oder Ihnen von Ihrer Mutter für jede Menge Geld zum Geburtstag geschenkt wurde. Denn durch das Hinzufügen weiterer Publikationen zerstören Sie die Nachvollziehbarkeit Ihrer Recherche.

Dokumentation der Recherche und Auswahl von Treffern

Schreibe einen Kommentar